Medizinische Schreibarbeiten nach Diktat – nur Stöpsel im Ohr, Finger auf der Tastatur und Füße auf dem Pedal – oder ist doch mehr Know-how gefragt?

Arztbrief nach DiktatDer Arztbrief – ob in Klinik oder (Facharzt-)Praxis – ist ein wichtiges Kommunikationsmittel. Zum einen dient er als Dokumentationselement, zum anderen als belangvolles Medium für die Übermittlung von Zusammenhängen und detaillierten Informationen an die Weiterbehandler der Patienten.

Bemerkenswert ist, dass der Arztbericht oft Defizite aufweist. Er lässt des Öfteren die nötige Struktur und Nachvollziehbarkeit, verständliche Diagnosen oder Hinweise zu Behandlungsmaßnahmen vermissen. Der Arztbrief beinhaltet unnötige Fachtermini oder Abkürzungen bzw. komplizierte Satzgebilde. Zeitdruck ist hierfür häufig die Ursache (Beispiele aus dem Bereich “medizinisches Kauderwelsch für Fortgeschrittene” sind weiter unten zu lesen).

Aus meiner Sicht als medizinische Schreibkraft, ist der Arztbrief auch eine Art „Visitenkarte“ des Gesundheitsbetriebes, der ihn versendet. Für mich auch ein Hinweis, inwieweit hier das Thema „Qualität“ eine Rolle spielt. So funktioniert es – 12 Tipps für ein sehenswertes, überzeugendes Ergebnis: Tipps für richtiges Diktieren

Als versiertes medizinisches Schreibbüro können wir unseren Beitrag leisten, dass Arztbriefe qualitativ hochwertig(er) werden – denn wir schreiben nicht kopflos, sondern mit Verstand. Neben fundierten Kenntnissen in Orthografie, Interpunktion und Grammatik gehört dazu das Know-how in punkto medizinischer Nomenklatur in nahezu allen Fachdisziplinen (https://www.u-schaecher.de/leistungen-schreiben-gestalten-erfassen/).

Vor Jahren hörte ich von einer Schreibdienstleiterin einer Klinik den Satz: „Schreiben Sie einfach, was diktiert wird“. Okay, bei der relativ geringen Entlohnung für die Dienste einer Schreibkraft ist das sicherlich durchaus üblich, warum sollte man sich Gedanken machen? Einfacher, zeitlich und finanziell lukrativer ist es natürlich, nicht mitzudenken und dies wird vielleicht auch von einigen Auftraggebern ausdrücklich gewünscht. Doch ich konnte meine Auftraggeber immer überzeugen, dass mein Team und ich a) auf Ungereimtheiten hinweisen oder b) selbstständig sprachliche Defizite, Versprecher etc. richtigstellen. Das gehört zu unserem Qualitätsanspruch und wird von unseren Diktanten höchst geschätzt und zeigt das Vertrauen in unsere Arbeit. Das freut uns.

Medizinisches Kauderwelsch ...

Schon vor Jahren habe ich begonnen, eine „Nonsensdatei“ anzulegen, sie wächst immer noch. Die Auswahl aus sprachlich verkorksten Diktaten ist gar nicht einfach, zumal es nicht nur lustige Konstruktionen gibt, sondern auch solche, die auf den ersten Blick keinen Fehler erkennen lassen.

Eine kleine Beispielauswahl:

O-Ton: Die Lunge war palpatorisch unauffällig (palpatorisch bedeutet betasten – wie soll das bei der Lunge funktionieren?).
Korrektur: Die Lunge war auskultatorisch unauffällig (auskultatorisch bedeutet feststellen, abhören).

O-Ton: Er bemühte sich um einen Arbeitsplatz als Verkäufer eines Sportgeschäftes (ist er Immobilienmakler?).
Korrektur: Er bemühte sich um einen Arbeitsplatz als Verkäufer in einem Sportgeschäft (ach ja, er möchte Sportartikel verkaufen).

O-Ton: Sie konnte zuletzt einfache einsilbige Worte wie Auto oder Ente sprechen (total einsilbig: Au-to).
Korrektur: Sie konnte zuletzt einfache zweisilbige Worte wie Auto oder Ente sprechen.

O-Ton: Linker Ventrikel scheint im Bereich des Sputums kontraktil (Sputum ist der Auswurf).
Korrektur: Linker Ventrikel scheint im Bereich des Septums kontraktil (Ventrikelseptum ist die Trennwand zwischen dem linken und dem rechten Ventrikel des Herzens).

O-Ton: Er habe bisher keine Alkoholtherapie gemacht (wie soll die aussehen? Dreimal täglich 1 Glas/Flasche Wein/Bier als Therapie??)
Korrektur: Er habe bisher keine Alkoholentzugstherapie gemacht.

O-Ton: … bei arterieller Hyperthyreose (bedeutet Überfunktion der Schilddrüse).
Korrektur:  … bei arterieller Hypertonie (Arterien und Blutdruck passen da wohl besser > Bluthochdruck).

O-Ton: … bei sonst unauffälligen Beschwerden.
Korrektur: … bei sonst unauffälligen Befunden.

O-Ton: reizlose Wundheilungsstörung.
Korrektur: reizlose Wundheilung.

O-Ton: … aufgrund dieser Tatsache wurde ein NEF angefordert und dieses spritzte dem Patienten …
Korrektur: aufgrund dieser Tatsache wurde ein NEF angefordert, der Notarzt spritzte dem Patienten … (NEF = Notarzteinsatzfahrzeug)

O-Ton: Es zeigte sich ein Druckschmerz bei tiefer Implantation im rechten Oberbauch.
Korrektur:  Es zeigte sich ein Druckschmerz im rechten Oberbauch bei tiefer Palpation.

O-Ton: Nykturie ein- bis zweimal in der Nacht.
Korrektur: Nykturie ein- bis zweimal (Nykturie bedeutet: nächtliches Wasserlassen).

O-Ton: … der Brief geht an den einzuweisenden Arzt.
Korrektur:na, hoffentlich trifft das nicht zu, sondern es ist der einweisende Arzt gemeint).

usw., usw.

Das zeigt, als medizinische Schreibkraft braucht man unbedingt  Kenntnisse in der medizinischen Terminologie und vom Mitdenken profitiert der Auftraggeber!

Auch beliebt sind Verwechslungen von Singular und Plural, Seitenangaben, Vorsilben (hypo-, hyper-), Maßangaben (mm statt cm) in Arztbriefen. Auch eine ungeordnete Aneinanderreihung von Fakten entstellt vielfach den Sinn des Satzes:

O-Ton: Der Patient wurde in unsere Klinik eingeliefert wegen diabetischer Entgleisung durch den Notarzteinsatzwagen (ob ein solcher Satz im Deutschaufsatz die Zustimmung des Lehrers gefunden hätte? Ich glaube nicht).
Korrektur: Der Patient wurde wegen diabetischer Entgleisung per Notarzteinsatzwagen in unsere Klinik eingeliefert.

O-Ton: Die Milz ist mit 111 x 43,7 cm vergrößert (hui, ganz schön monströs).
Korrektur: Die Milz ist mit 111 x 43,7 mm vergrößert.

Wortsalat?
Wortsalat sorgt für heitere Stimmung im Schreibbüro.

So zum Beispiel:

O-Ton: … Die Polizei sei hilflos, an einer Hauswand lehnend, aufgefunden worden.
Korrektur: … na, hoffentlich nicht. Es war wohl der Patient.

O-Ton: Über 46 Jahre war der Patient in einer Werkzeugmaschine tätig gewesen (muss ja gemütlich dort drin gewesen sein).
Korrektur:  Über 46 Jahre war der Patient in einer Werkzeugmaschinenfabrik tätig.

O-Ton: Die Wunde reizte heillos.
Korrektur:  Die Wunde heilte reizlos.

O-Ton: Wir stellten auf ein schlafendes Antidepressivum um.
Korrektur: Wir stellten auf ein schlafanstoßendes Antidepressivum um.

O-Ton: Der meist recente Brief war vom 13.08.2019 (hört sich sehr gebildet an ;-).
Korrektur: Der aktuellste Brief datiert vom 13.08.2019.

Und zu guter Letzt: die Spracherkennung.

Von vielen wird sie als das Nonplusultra angesehen. Wir haben unzählige Berichte „nachgelesen“ und korrigiert – und sind froh, dass die Software nicht logisch denken kann wie ein menschliches Gehirn. So haben wir einen Auftraggeber aus der Radiologie, der Wert auf korrekte Berichte legt und uns die Nachkorrektur spracherkannter Diktate überlässt, damit solcher Wortsalat nicht die Runde macht:

O-Ton: Sie begann rechtzeitig mit dem Arm zu zittern.
Korrektur:  Sie begann rechtsseitig mit dem Arm zu zittern.

O-Ton: Nierenparenchymschatten
Korrektur:  Nierenparenchymschaden

O-Ton: Helene Gelenkknorpel
Korrektur: hyaliner Gelenkknorpel

O-Ton: überraschend sind die …
Korrektur: bildbeherrschend sind die …

O-Ton: Hinweis auf einen Pos.
Korrektur: Hinweis auf einen „bone bruise“.

O-Ton: bekannte Zeile – Gefäß – KHK
Korrektur: bekannte Zweigefäß-KHK

O-Ton: Der Patient wurde instruiert, homogen bei ins dem Widerstand bezüglich eines Linksherzkatheter vorstellig zu werden.

So etwas passiert, wenn ein Gerät von einem anderen Untersucher benutzt wird. Da braucht es schon Erfahrung, um aus dieser Aneinanderreihung einen lesbaren, faktisch korrekten Satz zu bilden.

Korrektur: Der Patient wurde instruiert, umgehend bei Ihnen zur Terminabsprache bezüglich eines Linksherzkatheters vorstellig zu werden.

O-Ton: Ansonsten erfassen Nasennebenhöhlen Felsenbeine frei belüftet.
Korrektur: Ansonsten teilerfasste Nasennebenhöhlen und Felsenbeine frei belüftet.

Das war ein kleiner Exkurs in unsere tägliche Arbeit.

Im Übrigen rechnet sich der Einsatz eines versierten Schreibbüros: Der Kunde “kauft” nicht nur die Seiten, sondern a) muss keine Lohnnebenkosten tragen, b) erhält fachliche Unterstützung ohne Einarbeitungszeit ! (wobei sich hier unsere, für den Auftraggeber nicht sichtbare Zeit für evtl. Recherche von Medikamentbezeichnungen etc., textliche Bereinigung des Diktates nicht im Seitenpreis niederschlägt, aber von uns geleistet wird)  und c) eine Abwicklung der Aufträge innerhalb kürzester Zeit (hierdurch können seinerseits die Abrechnungen viel schneller erfolgen, das Geld fließt zügiger auf sein Konto). Alles Aspekte, die gerne unberücksichtigt bleiben, aber wichtige Faktoren bei der Arztbriefschreibung sind – in der Regel sieht der Kunden jedoch nur den Preis pro Seite.